Sturm "Amy" wütet und wir entdecken Norwegens Geschichte in Oslo
- Desi

- vor 4 Tagen
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„Amy“ hat Südnorwegen mit voller Wucht getroffen. Der Sturm, eine Folge der Überreste des Hurrikans „Humberto“, richtete entlang der Küsten schwere Schäden an. Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und beschädigte Stromleitungen prägten das Wochenende – und wir waren mittendrin. Unser Campingplatz Brunvall Gård lag direkt am Ødegården Fjord, einem der stärker betroffenen Gebiete mit Alarmstufe Rot. Glücklicherweise konnten wir unseren Stellplatz direkt am Meer gegen einen windgeschützteren weiter im Landesinneren tauschen.

Mit Windstärke 12 und Böen bis zu 150 km/h erlebten wir eine der stürmischsten Nächte der letzten 25 Jahre in Norwegen. Während Mario sich gegen Mitternacht mit Stirnlampe zum Hafen wagte, um das Naturschauspiel hautnah zu erleben, blieb ich lieber im Van – seekrank vom ständigen Schaukeln. Es fühlte sich an, als würde jemand unseren Van ununterbrochen anschubsen. Schlaf war kaum möglich. Mario hingegen schlief tief und fest. Ich malte mir aus, was passieren könnte: „Was, wenn ein loser Ast gegen unser Auto fliegt? Was, wenn wir umkippen?“ Erst gegen halb sechs beruhigte sich der Sturm, und ich konnte endlich die Augen schließen. Uns ist zum Glück nichts passiert, und anderen auch nicht. Bis auf ein paar gebrochne Äste und eingerissene Markisen gab es keine Schäden am Campingplatz.
Da einige Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert waren, verschoben wir unsere Weiterfahrt nach Oslo um einen Tag. So blieb uns mehr Zeit, den Campingplatz zu genießen und uns mit Sidsel und Morten, den herzlichen Betreibern, auszutauschen.


Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Oslo. Dort übernachteten wir zunächst auf dem Parkplatz bei den Seen Sognsvann und Svartkulp. Dort gibt es einen kleinen Bereich, wo man als Camper übernachten darf. Die recht ruhige Lage mit der Nähe zum Grünen war ideal für einen Spaziergang.
Wir schlenderten entlang der Ufer, machten Fotos von der herbstlichen Landschaft und genossen die friedliche Atmosphäre nach dem Sturm. Die Spiegelungen der bunten Bäume im Wasser wirkten fast surreal. Viele Einheimische genießen den Sognsvann für Lauftrainings und Spaziergänge.
Der Svartkulp See ist perfekt für eine kleine Wanderrunde und über eine kurze Forststrecke leicht zu erreichen.


Anschließend ging es für zwei Nächte auf einen Campingplatz in Oslo. Von dort aus fuhren wir mit dem Bus zum Norsk Folkemuseum – ein beeindruckendes Freilichtmuseum, das norwegische Geschichte lebendig werden lässt.
Das Gelände ist riesig und beherbergt zahlreiche historische Gebäude, darunter Bauernhöfe, Speicherhäuser und Werkstätten. Viele davon sind begehbar, sodass man sich wie in eine andere Zeit versetzt fühlt. Besonders fasziniert hat uns die Stabkirche von Gol: ein kunstvoll geschnitztes Holzbauwerk mit mystischer Ausstrahlung. Die dunklen Holzverzierungen, das steile Dach und die filigranen Details machten sie zum Highlight unseres Besuchs.

Wir verbrachten fast einen ganzen Tag im Museum, tauchten ein in vergangene Lebenswelten und ließen uns von der Vielfalt der norwegischen Kultur begeistern. Oslo hat uns nicht nur mit Geschichte beeindruckt, sondern auch mit seiner Ruhe und Schönheit – ein wohltuender Kontrast zur tobenden „Amy“.
Das Norsk Folkemuseum wurde übrigens im Jahr 1894 gegründet und zählt heute zu den größten kulturhistorischen Museen Europas. Damals hieß Oslo übrigens noch "Kristiania". Es befindet sich auf der Halbinsel Bygdøy in Oslo und umfasst ein beeindruckendes Freilichtmuseum mit über 160 historischen Gebäuden aus Stadt und Land – einige stammen sogar aus dem Mittelalter. Besonders bekannt ist die Stabkirche von Gol, die auf etwa 1200 n. Chr. datiert wird und zu den ältesten erhaltenen Holzkirchen Norwegens gehört.


Das Museum zeigt das Alltagsleben in Norwegen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart und bietet Ausstellungen zu Themen wie Volkskunst, Trachten, Sami-Kultur und städtischem Leben. Im Jahr 2024 verzeichnete das Museum einen Besucherrekord mit über 522.000 Gästen, was einem Anstieg von 16 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Das Museum ist so riesig, dass man sich auf alle Fälle einen ganzen Tag dafür Zeit nehmen sollte. Mit viel Liebe und Charme sind die Gebäude und Fundstücke aufgebaut und zusammengetragen. Uns hat dieses Museum wirklich sehr beeindruckt, wir können es nur empfehlen. Für 195 NOK (etwa 16,75 Euro lt. aktuellem Kurs 10/25) bekommt man hier wirklich ganz viel geboten.
Wir hoffen, wir konnten euch ebenso ein bisschen für die Geschichte dieses faszinierenden Landes begeistern und lesen uns im nächsten Post. Ha det!




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